Am 30. November wieder traditionell "Kümmelstollen" für die Lautertaler Kinder


Paul Ebert, Mara und Jonas Röser (v.l.) ließen es sich nicht nehmen, ihren „Weck“ aus den Händen von Bürgermeister Karl Kolb entgegen zu nehmen.

 Am Andreastag, dem 30.November, wird in Lautertal nicht unbedingt an den heiligen Apostel Andreas erinnert, sondern vielmehr das Vermächtnis von Andreas Ehrhardt; der von 1719 bis 1790 in Oberlauter lebte, lebendig gehalten. Andreas Ehrhardt, der seine Kinder durch Seuchen verloren hatte, hinterließ der Gemeinde einen Nachlass von 50 fränkische Gulden bzw. 62 Schilling, 30 Kronen süddeutscher Währung, mit der Maßgabe, zum Andenken an ihn, an seinem Namenstag an jedes Kind von der Geburt bis zur Entlassung aus der Schule einen „Weck“ zu verteilen. Für die Vorsteher des Ortes hinterließ er 100 fränkische Gulden. „Die Ortsvorsteher gedenken diesem Tag in einer Mahlzeit“, heißt es in dem Vermächtnis weiter. Das Guthaben ist zwar längst aufgebraucht, aber im November des Jahres 1970 beschloss der damalige Gemeinderat einstimmig diesen Brauch wieder aufleben zu lassen. Aus dem damaligen Beschluss wurde eine 54-jährige Tradition, die bis heute anhält. Lautertaler Kinder, die nach dem 1. Oktober 2009 geboren wurden, konnten sich auch in diesem Jahr über ihren „Kümmelstollen“ (ein speziell für diesen Anlass gebackenes Weißbrot mit Kümmel) freuen. Insgesamt 722 Mädchen und Jungen stehen auf der „Kümmelstollen-Liste“.  Alexander Escher, der in für die Umsetzung des Projekts verantwortlich zeichnete, geht davon aus, dass wieder eine Quote von über 75 Prozent erreicht wird, die sich ihren „Weck“ abholen. Auffallend war, dass viele Mädchen und Jungen mit eigenen Taschen und Stofftüten kamen und somit auf das Einpackpapier verzichteten. So leisteten sie einen kleinen Beitrag dafür die Umwelt zu schonen. Etwas Wehmut herrschte bei denen, die aus „Altersgründen“ ihren letzten „Weck“ in Empfang nehmen durften. Wer nicht selbst kommen konnte, beauftragt Oma, Opa, Geschwister oder Freunde die Gabe abzuholen. Auch für Bürgermeister Karl Kolb ist es erfreulich, dass diese Tradition bei den Kindern auf eine solch hohe Resonanz stößt. Am Abend des Andreastages trafen sich nach altem Brauch die Gemeinderäte, um dem menschenfreundlichen und wohlgesinnten Bürger zu gedenken.

von Martin Rebhan