Neben dem Ordnungs- und Gesetzesrahmen den die Politik für den Klima- und Umweltschutz vorgibt, kann jeder Einzelne von uns in seinem Alltagsleben in den Bereichen Ernährung, Konsum, Freizeit und Mobilität einen wichtigen Beitrag hierzu leisten.
Bereits 1972 wurde erstmals in einer wissenschaftlichen Veröffentlichung des Club of Rome mit dem deutschen Titel "Die Grenzen des Wachstums" auf dringend notwendige Veränderungen in den Industriestaaten für den Klima- und Umweltschutz hingewiesen.
Steigender Konsum, steigender Rohstoff-, fossiler Energie- und Flächenverbrauch, vermehrter Abfall, der Verlust von Tier- und Pflanzenarten und eine wachsende Weltbevölkerung würden die Lebensgrundlagen für die nächsten Generationen zerstören.
Die Wissenschaftler gingen damals davon aus, dass nach 100 Jahren eines "Weiter so" diese Lebensgrundlagen unwiederbringlich zerstört seien.
Beinahe 50 Jahre sind seitdem vergangen aber immer noch liegen regelmäßig vor unseren Haustüren ganze Packungen mit Werbung, die uns zu immer mehr Konsum mit meist kurzlebigen Produkten verführen sollen.
Beispielsweise lautet die veröffentlichte Verkaufslogik von TCM (Tschibo): "In volle Regale und Schränke verkaufen".
Zeitgleich ist aber das Bewusstsein gewachsen, dass Veränderungen dringend notwendig sind.
Teile der Jugend gehen auf die Strasse, Parteien haben inzwischen Umweltprogramme, immer mehr Bürgern ist bewusst, dass es so nicht weitergehen kann.
Es fehlt leider noch ein Nobelpreis für Wirtschaftwissenschaftler, die realisierbare Pläne für eine Umwandlung der heutigen in eine ökologische Wirtschaft entwickeln, ohne dass es zu sozialen Krisen kommt.
Harald Welzer, ein Bestsellerautor und Wissenschaftler, nennt sein neuestes Buch :"Die Kultur des Aufhörens".
Er kritisiert damit eine weitere Optimierung unserer Gesellschaft in die falsche Richtung.
Ein Beispiel hierfür in unserer Nähe ist der geplante Neubau einer Autobahnrastanlage in Drossenhausen. Dabei sind acht Kilometer weiter bei der Ausfahrt Eisfeld-Süd Flächen und Teile der Infrastruktur für so eine Anlage bereits vorhanden.
Nach dem allgemenem Teil folgten Diskussionen zu einzelnen Lebensbereichen:
Wie halten wir es mit unserem persönlichen Fleischkonsum?
Einigkeit bestand darin, dass die industrielle Massentierhaltung mit dem riesigen Flächenverbrauch für Futtermittel, die vorwiegend in anderen Ländern angebaut werden und mit dem einem übermäßigen Gülleanfall hier bei uns, nicht zukunftsfähig ist.
Für den Anbau dieser Futtermittel werden Urwälder gerodet und Kleinbauern von ihrem Land vertrieben.
Altenativen sind aber nicht so einfach zu finden. Überschaubare Stallgrößen und Weidewirtschaft auf geeigneten Grasflächen wie etwa in den Voralpen oder wie bei uns beispielsweise im Bereich Südthüringen, bleiben sicher weiterhin sinnvoll.
Das macht das Fleisch teurer und es wird wieder zu etwas Besonderem, eigentlich wie für viele Generationen vor uns bis in die 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts hinein.
Fleischersatzprodukte sind in ihrer Herstellung und wegen der Zusatzstoffe ebenfalls nicht ganz unproblematisch.
Inzwischen ist erfeulicherweise auch bei uns eine vegetarische Küchenkultur entstanden.
Der Fleischkonsum sinkt bereits und immer mehr Menschen probieren für sich vegetarische Gerichte aus oder entscheiden sich dafür vegetarisch oder vegan zu leben.
Wie können wir beim Wohnen und Heizen Energie einsparen?
Moderne Heizungsanlagen und Dämmung können Energie und nach einiger Zeit auch Geld einsparen.
Eine gute Energieberatung, kombiniert mit Wärmebildaufnahmen von der Wohnung oder dem Haus sind Voraussetzung für geeignete Maßnahmen.
Das ist sinnvoll für Hausbesitzer und Vermieter, deren Häuser älter als 10 bis 20 Jahre sind.
Es ist empfehlenswert, die erheblichen staatlichen Fördermaßnahmen jetzt zeitnah zu nutzen.
Insgesamt könnten auch Photovoltaik- und Solaranlagen auf viel mehr Häuser und Gewerbegebäude gebaut werden.
Positiv wurde die Initiative einer Familie in der Gemeinde gewürdigt, die innovativ und mit Mut eine Agrophotovoltaikanlage baut,
bei der die vorhandene Fläche sowohl für die Energiegewinnung als auch landwirtschaftlich und für die Tierhaltung genutzt werden soll.
Wie können wir unsere Freizeit und den Urlaub möglichst umweltfreundlich gestalten?
Interessant ist es sicher, Neues auch in unserer Region oder im eigenen Land zu entdecken.
Wir haben wunderschöne Landschaften praktisch vor der Haustür:
Die Fränkische Schweiz, die Rhön, die Hassberge usw..
Viele Menschen kennen fast die ganze Welt, waren aber noch nie im Thüringer Wald unterwegs.
Auch viele Städte in der Nähe oder etwas entfernt sind so anziehend, dass sie Ziele von vielen Touristen geworden sind.
Nord- oder Ostseeurlaube könnten auch für Vielflieger und Fernreisende eine Alternative sein.
Wenn die Umweltkosten beim Fliegen im Ticketpreis enthalten wären, würden Flüge in andere Länder wieder zu etwas Besonderem und nicht mehr so beliebig wie heute.
Wie kommen wir zur Arbeit oder zum Einkaufen?
Der Verkehr auf der alten B 4 ist tagsüber in den letzten 20 Jahren, trotz der Autobahn, stark angestiegen.
Es gibt bisher noch keine wirklich gute Alternative dafür, sich meist allein ins Auto zu setzen und zur Arbeit oder zum Einkaufen zu fahren.
Ein positiver Effekt der Coronakrise ist die Beschleunigung der Digitalisierung. Viele Fahrten zum Arbeitsplatz können so durch Homeoffice entfallen.
Trotzdem sollte der Öffentliche Nahverkehr und ein sicheres Radwegenetz noch besser werden. Einen Rufbus gibt es schon bei uns.
Aber vielleicht müssen überall auch noch neue Ideen entwickelt und Neues ausprobiert werden.
Viele Gemeinden mit einer ländlichen Struktur stehen vor denselben Problemen.
MitfahrApps, Mitfahrbänke, Carsharingmodelle und gemeindeeigene E-Mobile zum Mieten für Wenigfahrer werden schon in einzelnen Landgemeinden ausprobiert.
Wie kann der Klima- und Umweltbeirat der Gemeinde die Bürger unterstützen, ihren Alltag umweltfreundlicher zu gestalten?
- Kontakt zu Gemeinden herstellen, die neue Konzepte zur Mobilität für ländliche Strukturen ausprobieren oder bereits entwickelt haben.
- Bei der Ausweisung von neuen Baugebieten darauf achten, dass diese nicht nur zu einer Ansammlung von Häusern mit Gärten und Straßen werden
sondern dort auch soziale Begegnungsräume mit Bäumen, Sitz- und Spielmöglichkeiten entstehen.
- Gemeindeeigene Flächen an Straßen und in Randbereichen der Bebauung aus Hitzeschutzgründen mit Bäumen bepflanzen.
- Beratung von Hausbesitzern, wie sie ihren Garten mit Hecken und Bäumen so gestalten können, dass er das Haus und die Bewohner in kommenden Hitzeperioden besser schützt.
( Hier ist bei Neubauten darauf zu achten, dass die Leitungen und Rohre in der Erde eine Bepflanzung mit Bäumen nicht verhindern und ein Zysternenbau für eine Bewässerung des Gartens vorgeschrieben wird).
- Wiederholung der erfolgreichen Verlosung von Bäumen.
- Jährliche Verlosung für das Anlegen eines naturnahen Privatgartens. Planung, die notwendige Arbeitshilfe und die Bepflanzung könnten aus dem Umweltetat der Gemeinde finanziert werden.
- Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Räumen und Flächen, in denen Platz für ein Repairbüro, einen Tauschraum für intakte Möbel, Haushaltsgeräte
und andere Dinge vorhanden ist. Hier kann noch Brauchbares abgegeben und von Mitbürgern abgeholt und wiederverwendet werden.
In einem Repairbüro können ehrenamtlich gegen eine Spende defekte Gebrauchsgegenstände repariert werden.
Beides reduziert die Müllmenge, würdigt den Wert von Gegenständen und gibt den Dingen ein neues Leben.
Hier könnte auch ein Kühlschrank für noch nicht abgelaufene Lebensmittel stehen.
Evtl. könnte dort auch der Platz für ein gemeindeeigenes E-Mobil mit Ladestation sein.
Ebenfalls wäre hier auch Raum für einen Markt mit regionalen Produkten, gewerblich und aus privater Hand, ein- bis zweimal im Monat.
Geeignet scheint hierfür möglicherweise der alte Bauhof in Oberlauter zu sein.
- Es wäre sinnvoll, eine Fahrradabstellmöglichkeit bei der Apotheke für diejenigen Schüler zu schaffen, die mit dem Bus weiter nach Coburg fahren.
Die Diskussion im Arbeitkreis konnte aus Zeitgründen nicht alle Bereiche unseres Alltagslebens erfassen.
Vieles könnte in den folgenden Treffen noch besprochen werden.
Themenvorschläge bitte an Ursula Hood, Wendy Hornung, Marten Schrievers oder Falk Zimmermann.
Das nächste Treffen ist für den Dienstag, den 11. Januar 2022 geplant und wird vorher nochmal angekündigt.