von Frank Rreißenweber
Das Rottenbacher Moor ist das älteste Naturschutzgebiet im Landkreis Coburg. Mit Torfmoosen, Wollgräsern, Sonnentau und Moosbeere kommen hier viele gefährdete Arten der Roten Liste vor, um nur vier Beispiele zu nennen. Moore speichern Wasser und regulieren den Wasserhaushalt ihrer Einzugsgebiete. Ferner sind sie unverzichtbar für den Klimaschutz, weil sie große Mengen Kohlenstoff im Torfkörper binden. Bayernweit stammen 6% aller CO2- Emissionen aus entwässerten Mooren, weswegen Moorrenaturierungen und Vernässungen unabdingbar sind, um die Ziele des Pariser Abkommens einhalten zu können. Ein ha Moor speichert etwa das sechsfache an Kohlenstoff wie ein ha Wald! Dabei gilt auch bereits ein naturnaher Wald als guter Kohlenstoff-Speicher.
Umso bedenklicher war der Zustand des Rottenbacher Moores nach den drei extremen Trockenjahren 2018-2020 (erst in 2021 entspannte sich die Situation wieder etwas). Der Torfkörper begann bereits an einigen Stellen durch Abbau an der Luft abzusacken und es wanderten sehr stark Gehölze vom Rand her in das Moor ein und überwucherten die charakteristische Moorvegetation. Das Moor drohte auszutrocknen und viele gefährdete Arten für immer zu verlieren.
Um hier kurzfristig Abhilfe zu schaffen, wurde über das Naturschutzgroßprojekt „Grünes Band“ vom gleichnamigen Zweckverband im Winter 2022 eine groß angelegte Entbuschungsaktion gestartet, die jetzt erfolgreich abgeschlossen wurde: Faulbaumbüsche, junge Birken und Kiefernaufwuchs wurden im Bereich des Moorkörpers komplett zurück geschnitten und aus dem Moor entfernt. Auf diese Weise wurde die ca. 1 ha große, ökologisch besonders wertvolle Nordosthälfte des Moores direkt an der Landesgrenze zu Thüringen bearbeitet. Die typischen Moorpflanzen haben jetzt wieder Licht und Luft. Die Büsche entziehen der Fläche auch kein Wasser mehr. Durch das feuchtere Jahr 2021 konnte sich über den Winter hinweg der Wasserhaushalt im Moor auch wieder etwas regenerieren, so dass sein Gesamtzustand momentan wieder deutlich besser geworden ist. Im kommenden Winter muss noch die Südwesthälfte des Moores entsprechend entbuscht werden, was auch nochmals eine größere Aktion werden dürfte. An dieser Stelle gilt dem Maschinenring Coburg-Kronach-Lichtenfels ein herzliches Dankeschön, der die Entbuschungsaktion bei ziemlich schwierigen Verhältnissen trotzdem konsequent durchgeführt hat! Der Zweckverband „Grünes Band“ hat die Gesamtmaßnahme über das laufende Naturschutzgroßprojekt finanziert.
Mittelfristig wird das Rottenbacher Moor in einer Zeit von immer zahlreicheren trockenwarmen Frühjahrs- und Sommermonaten aber nur zu erhalten sein, wenn es gelingt, sein auch nur zeitweiliges Austrocknen zu verhindern. Hierfür müssen im Bereich des Grünen Bandes und im Zwischenabschnitt zwischen den beiden Moorteilen Wasserrückhaltemaßnahmen durch den Bau von Stauvorrichtungen vorgenommen werden. Der Torfkörper muss immer wassergesättigt sein. Wenn das Winterwasser hier zurückgehalten wird, können auch trockenwarme Sommer recht gut überbrückt werden. Dies führt dann auch zum Absterben der Wurzelstöcke der jetzt entbuschten Gehölze, die ansonsten relativ schnell wieder austreiben und die Moorfläche erneut überwachsen würden. Durch Entbuschung und Wasserrückhalt in der Fläche könnte das Moor also dauerhaft erhalten werden! Ein wertvoller Lebensraum für viele seltene und spezielle Arten, ein wichtiger Kohlenstoffspeicher und ein Regulator des Wasserhaushalts im nördlichen Lautertal blieben somit für die Nachwelt gesichert.
22. März 2022 von Daniel Schreiber