Und einer langen Tradition zu Folge, konnten Lautertaler Kinder im Alter bis die vor dem 1.10.2003 geboren wurden ihren „Kümmelstollen“ in Empfang nehmen. Seit nunmehr 48 Jahren wird in Lautertal dieser Brauch gepflegt. Die Gemeinde hält damit das Vermächtnis von Andreas Ehrhardt, der von 1719 bis 1790 in Oberlauter lebte, nicht nur in Erinnerung sondern sorgt damit auch für etwas Besonders, nicht Alltägliches. Andreas Ehrhardt hinterließ der Gemeinde einen Nachlass von 50 fränkischen Gulden fränkisch bzw. 62 Schilling, 30 Kronen süddeutscher Währung, mit der Maßgabe, zum Andenken an ihn an seinem Namenstag an jedes Kind von der Geburt bis zur Entlassung aus der Schule einen „Weck“ zu verteilen. Für die Vorsteher des Ortes hinterließ er 100 fränkische Gulden. „Die Ortsvorsteher gedenken diesem Tag in einer Mahlzeit“, heißt es in dem Vermächtnis weiter. Das Guthaben ist zwar längst aufgebraucht, aber im November des Jahres 1970 beschloss der damalige Gemeinderat einstimmig diesen Brauch wieder aufleben zu lassen. Etwa 500 der leckeren Brote werden in diesem Jahr an die Kinder in Lautertal verteilt. Etwas Wehmut herrschte bei denen, die aus „Altersgründen“ ihren letzten „Weck“ in Empfang nehmen durften. Begleitete sie doch die hoch gehaltene Tradition ihr bisheriges Leben in der Gemeinde. Dass der Kümmelstollen gern angenommen wird, zeigt sich auch daran, dass es kaum Kinder gibt, die freiwillig darauf verzichten. Wer nicht selbst kommen kann, beauftragt Oma, Opa, Geschwister oder Freunde die Gabe abzuholen. Auch für Bürgermeister Sebastian Straubel ist es erfreulich, dass diese Tradition bei den Kindern auf eine solch hohe Resonanz stößt. Nach den Erfahrungen aus den letzten Jahren nehmen rund 80 Prozent der Kinder das Angebot an. Am Abend des Andreastages trafen sich nach altem Brauch die Gemeinderäte, um dem menschenfreundlichen und wohlgesinnten Bürger zu gedenken.
Bild:
Die dreijährige Melissa (3) und die siebenjährige Sarah Scheller ließen es sich nicht nehmen, ihren Kümmelstollen persönlich im Rathaus abzuholen. Bürgermeister Straubel zeigte sich erfreut, dass die Tradition gern von den jungen Lautertalern angenommen wird.
Text und Bild von Martin Rebhan